Bericht aus dem "Spiegel " August 2008

20 Jahre VW California

Wohnraum Huckepack

 

 

Er ist ein Urgestein unter den Campingbussen. Mit dem California trat VW vor 20 Jahren erstmals als Wohnmobilhersteller an - und das gleich mit einem Archetypen. Rund 80.000 Mal wurde der Globetrotter bislang verkauft. Zum Jubiläum zeigt VW nun ein paar neue Ideen.

 

Von Jürgen Pander

 

Ein sehr frühes California-Modell auf T3 Basis mit Aufstelldach. Damals werkelte der Motor noch im Heck.

"Wir bringen Bewegung in die Freizeit" - so ungelenk klang das damals vor 20 Jahren, als VW beim Caravan-Salon in Essen erstmals ein Wohnmobil auf Basis des VW T3 vorstellte und damit in den Kreis der Reisemobilhersteller eintrat. Der Boom dieser Auto-Spezies in den vorigen Jahren hatte offenkundig bei VW die Vorstellung reifen lassen, man könne in diesem Segment Geld verdienen.

Neu war die Idee auch 1988 natürlich nicht mehr. Längst hatte die Firma Westfalia auf Basis des VW-Transporters ein Reisemobil im Programm. Joker hieß das Fahrzeug mit der Klappsitzbank im Heck, die sich auch zum Bett umklappen ließ. Außerdem war eine schmale Versorgungszeile mit Kochmöglichkeit, kleiner Spüle und Kühlschrank an Bord, dazu diverse Aufbewahrungsboxen. Das war damals schon ein richtig feines Wohnmobil - allerdings für viele Campingfans auch unerschwinglich.

VW wußte das und speckte das eigene Modell entsprechend ab. Der California wurde damals ab 39.900 Mark angeboten - der luxuriöse Joker und der eher spartanische California bildeten fortan ein Duo: beide Varianten wurden auf VW-Basis bei Westfalia gebaut, der California dann jedoch von Volkswagen selbst über die eigenen Vertriebskanäle verkauft. Die Beratungsgespräche dürften damals recht kurz gewesen sein. Den California gab es entweder in Pastellweiß oder in Marsalarot und mit Benzinmotoren von 78 bis 95 PS sowie mit einem Dieselaggregat mit 70 PS Leistung. Letzteres wurde fast durchgängig geordert - Campingfreunde achteten schon damals auf einen möglichst geringen Verbrauch bei gemütlichen Leistungen.

Die anfangs karge Auswahl wurde rasch erweitert. Modelle mit Allradantrieb folgen, eine üppigere Ausstattung mit Namen "Atlantic" kommt für 7000 Mark Aufpreis ins Angebot. Und bereits 1991, ein Jahr nach dem Modellwechsel vom T3 zum T4, erhält auch der California die neue Technik. "Das erste Doppelbett mit Frontantrieb" heißt es in der Werbung, denn mit dem T4 wanderten Motor und Antriebsachse vom Heck an den Bug des Autos. Rund 50.000 Mark kostet das Auto allerdings bereits - vom der Idee des günstigen Einstiegsmodells hat sich auch VW damit weit entfernt. Denn dass der Wagen jetzt mit modernisierter Küchenzeile und drehbaren Frontsitzen ausgestattet ist, nützt den Interessenten, die das nötige Geld nicht aufbringen können, wenig.

Oben wird es teurer, unten wird nachgelegt

Es geht, wie es meistens geht in der Automobilindustrie: Wenn das eine Modell in höhere Sphären entschwindet, wird unten ein neues nachgelegt. In diesem Fall war das der California Coach, der 1993 debütierte und 48.000 Mark kostete. Richtig billig war das natürlich auch nicht. Es folgten über die Jahre immer wieder Detailveränderungen, Verbesserungen, neue Ausstattungsoptionen und frische technische Systeme; das Sondermodell "Exklusive" zum Beispiel wurde erstmals mit Waschraum und Toilette ausgeliefert. 2003 schließlich erfolgte der Generationenwechsel vom T4 zum aktuellen T5, den natürlich auch der California mitmachte.

Es wird wohl immer so weitergehen mit dem VW California. Jedenfalls solange der Reiz des Campingurlaubs ungebrochen ist und das moderne, motorisierte Urlaubsnomadentum im Trend liegt. Denn für diese Art der Freitzeitgestaltung ist das Auto ziemlich ideal. Nicht zu groß und unhandlich, aber doch groß genug, um es eine Weile drinnen auszuhalten und sich ein gemütliches Heim auf Rädern herzurichten.

Die Preisproblematik ist noch immer vorhanden

Einzig die Preisproblematik ist geblieben - obwohl VW regelmäßig nachjustiert und so genannte abgespeckte Modelle anbietet. Jüngstes Beispiel ist der California Beach, der vor zwei Jahren debütierte, derzeit in der billigsten Version 30.875 Euro kostet und damit den Einstieg in die VW-Campingbus-Welt markiert. Zum Caravan-Salon in Düsseldorf, der an diesem Freitag beginnt, hat Volkswagen jetzt eine erweiterte Version des Wagens vorgestellt und behebt damit das größte Manko des bisherigen Modells. Das war nämlich ausschließlich als Viersitzer verfügbar - eigentlich ein Unding für ein Auto dieser Grundfläche.

Jetzt aber nutzt VW die im Fahrzeugboden integrierten Schienen und bietet für den Beach ganz nach Bedarf eine Zweier- oder auch Dreier-Sitzbank im Fond an. Entsprechend des dann noch verfügbaren Platzes kann der Wagen dann durch Campingmodule weiter ausgebaut werden, also etwa durch Kocher, Spüle, Kühlschrank oder Aufbewahrungsboxen. Ansonsten erfreut sich die Baureihe California ihrer weiterhin ungebrochenen Anziehungskraft. Und Volkswagen Nutzfahrzeuge ist begeistert von der Marge, die der Wagen abwirft. Wer sich nämlich das Topmodell aussucht, ist mindestens 58.976 Euro los - und dann fängt das mit den Sonderausstattungen erst an.

Vor 20 Jahren: Ein sehr frühes California-Modell auf T3 Basis mit Aufstelldach. Damals werkelte der Motor noch im Heck.

California Beach: Zur Grundausrüstung des Einstiegsmodells gehört ein während der Fahrt in der Schiebetür verstaubarer Tisch, der im und außerhalb des Autos aufgestellt werden kann.

Durchdachte Ausstattung: Ein Blick in das aktuelle Sondermodell Sonora zeigt, wie ausgefeilt die Raumaufteilung inzwischen geworden ist.

Nur noch losfahren: Das ist der Platz, an dem viele Globetrotter einen Großteil ihrer Freizeit verbringen.

Vor dem California: Schon bevor VW 1988 den ersten California auflegte, war der Bulli als Grundmodell für Reisende außerordentlich beliebt. Es gab dutzende von Extras für den Campingurlaub, und auch zahlreiche Firmen, die den Wagen zum Miniwohnmobil umrüsteten.

Flower-Power: Bunt bemalte VW-Busse gehörten zu den automobilen Kennzeichen der Hippie-Bewegung - und genießen heute Kultstatus.

Hausordnung: Hier die moderne Version des ordentlichen Campingmobils - mit korrekt ausgefahrenem Aufstelldach und vorbildlich aufgestellter Markise.

Alle vier: Hier auf einem Bild versammelt die bisherigen vier Generationen der VW-Campingbusse mit Aufstelldach.

Extra-Höhe: Wer viel Gepäck mitschleppen möchte oder auch im Auto aufrecht stehen möchte, konnte den California auf T4-Basis auch mit festem Hochdach bekommen.

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